Empowerment – was soll das denn heißen? Teil 1

von Anne Busch,
25.04.2022

Es heißt alles und nichts. Und das nervt. Trotzdem steht das Wort ganz frisch und ganz präsent auf unserer Seite. Wenn ich die Startseite öffne, lese ich es als allererstes: „Empowerment durch Ehrenamt“. Und dafür haben wir uns bewusst entschieden.

Geschäftsführende Gesellschafterin Anne Busch tut sich immer wieder schwer mit dem Begriff Empowerment und erklärt, warum sie sich dennoch für dessen Verwendung entschieden hat. Foto: Liubov Kuzmenko

So viel mehr

Früher stand hier: Wir vermitteln Geflüchtete ins Ehrenamt. Ist viel klarer. Und stimmt auch. Das Problem ist: Es reicht nicht. Bei und mit MITmacher passiert so viel mehr.

Erstens: Wir vermitteln nicht nur Geflüchtete. Und wer ist eigentlich ein* e Geflüchtete* r? Jede*r kann helfen. Und ist es dann nicht eigentlich egal, ob man geflüchtet ist oder nicht? Und vor was eigentlich? Und woher? Spielt das eine Rolle?

Zweitens: Wir vermitteln nicht nur ins Ehrenamt. Wir informieren. Wir beraten. Wir vermitteln. Wir begleiten. Und das alles in ein Ehrenamt, über ein Ehrenamt und immer auch darüber hinaus. Was genau wir machen, kannst du hier nachlesen.

Drittens: Wichtig für die Frage nach dem Begriff „Empowerment“ und vor allem für unsere Arbeit ist nicht nur, WAS wir machen. Sondern auch, wie wir’s machen. Wozu wir’s machen. Und wer wir sind.

Wir sind Ansprechpartner*in für Fragen, die man in keinem Integrationskurs lernt und sich sonst nicht zu stellen traut. Weil sie zu groß sind oder zu klein. Zu schwer oder zu leicht. Wir fühlen und sagen: Wir sind für dich da. Du bist gut so, wie du bist. In dir steckt noch viel mehr. Du hast viele Möglichkeiten.

Ein Neustart bedeutet, von Null anfangen zu müssen. Ein Neustart bedeutet aber auch, von Null anfangen zu können. Du kannst bestimmen, was von dem, das du mitbringst, du nutzen möchtest. Und das ist i m m e r s o v i e l m e h r als „exotische“ Sprachkenntnisse und eine Fluchterfahrung. Du kannst entscheiden, wohin dein Weg gehen soll. Und dafür trägst du die Verantwortung.

Eine Möglichkeit

Das Ehrenamt ist dabei nur eine Möglichkeit, die wir aufzeigen. Eine Möglichkeit, die eigenen Stärken kennenzulernen oder wiederzufinden. Eine Möglichkeit, ein bisschen besser verstehen zu lernen, wie Strukturen in Deutschland funktionieren.

Eine Möglichkeit erspüren zu können, wie es als angemessen empfunden wird, in einem Kollegium miteinander umzugehen. Eine Möglichkeit, mal rauszukommen aus den eigenen vier Wänden. Aus einem Umfeld, in dem oft wenig Deutsch gesprochen wird. Eine Möglichkeit, das im-Sprachkurs-Erlernte im Alltag zu üben. Eine Möglichkeit, etwas zu tun, das richtig viel Spaß macht.

Eine Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen. Kontakte zu knüpfen. Ein berufliches Netzwerk aufzubauen. Vielleicht sogar Freunde zu finden. Eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben an eine Gesellschaft, die versucht (hat), es zu schaffen.

Eine Möglichkeit, etwas Gutes zu tun. Endlich mal wieder in die Rolle des*der Hilfe-GEBENDEN statt -nehmenden zu schlüpfen. Eine Möglichkeit, die eigene Selbstwirksamkeit zu spüren (was soll das denn jetzt schon wieder heißen?). Eine Möglichkeit, sich gut und stark zu fühlen. Kraft zu tanken.

Was wir nicht machen

Was die Mitmacher*innen in ihrem Engagement und dem ganzen Drumherum letztendlich erfahren, erleben, ergreifen und mitnehmen – das liegt ganz viel an ihnen selbst. Und an den Menschen, mit denen sie die Zeit im Engagement verbringen. Es ist diese Wirkung, die wirklich zählt. Diese Wirkung die bei Jeder und Jedem eine andere sein kann und nicht leicht in einem Begriff zusammengefasst werden kann.

Und das mit diesem Empowerment – das machen wir ja eigentlich gar nicht. Das machen die Mitmacher*innen selbst. Und damit sind wir wieder bei diesem Begriff angelangt, der zwar sperrig ist und beschreibt, was wir gar nicht tun. Der aber versucht, die Wirkung unseres Tuns auf den Punkt zu bringen und wenigstens in eine Headline passt.

Darüber reden kann ja jede*r! Mitmachen auch.

Wir freuen uns, von dir zu hören. Egal ob als Ehrenamtliche*r, als Einsatzstelle oder als Spender*in – hier erhältst du alle Informationen, die du brauchst.