Jamile & das Frauencafé: Ein sicherer Ort für Gemeinschaft & Austausch

von Joelle Delvecchio,
15.11.2021

Einmal im Monat verwandelt sich das CVJM JULE° in Hamburg in einen Treffpunkt für Frauen und Mädchen. Ein Ort zum Austauschen, unabhängig und offen für alle Frauen. Mitmacherin Jamile engagiert sich hier ehrenamtlich und wünschte, sie hätte schon in den schwierigen Anfangszeiten in Deutschland von MITmacher und vom JULE gewusst. Das hätte Vieles besser gemacht, sagt sie heute. Um so mehr freut sie sich, heute ein Teil davon zu sein.

Afghanische Köstlichkeiten beim Frauencafé. Foto: MITmacher

Beim Frauencafé bekommen Frauen mit und ohne Fluchthintergrund die Möglichkeit ganz unter sich zu sein. Die Frauen freuen sich neben den Alltagsgesprächen von Familie, der Herkunft und dem Leben auch ihre ganz persönliche Geschichte erzählen zu können. Für die Kinder der Frauen gibt es immer ein Angebot zum Mitmachen. Jamile, 33, aus Afghanistan kam vor sechs Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland und ist Mutter zweier Kinder. Seit Juni dieses Jahres ist sie ehrenamtlich beim Frauencafé dabei. Sie hilft, das Treffen vorzubereiten, von Kaffee kochen über Tische rücken bis hin zu Kuchen backen. Während des Treffens ist sie Teil der Frauengruppe und aktiv am Austausch beteiligt. Und nach dem Treffen sorgt sie mit anderen Ehrenamtlichen dafür, dass alles wieder an seinen Platz kommt und der Ort sauber hinterlassen wird.

In Afghanistan hatte ich einen Job, habe studiert & mich ehrenamtlich engagiert.
Jamile

„Es gefällt mir aus verschiedenen Gründen so gut im Frauencafé. Mir gefällt, dass dort nur Frauen sind. Ich finde sehr interessant, dass wir hier über verschiedene Kulturen sprechen und ich Frauen aus verschiedenen Ländern kennenlernen kann,“ sagt Jamile. Und: Hätte sie von der Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren, doch schon früher gewusst, fügt sie hinzu. „In den ersten zwei Jahren in Deutschland ging es mir psychisch sehr schlecht. Ich hatte traumatisierende Erfahrungen gemacht. Ich hatte plötzlich meine Familie, mein Zuhause, meine Stadt zurückgelassen. Und ich hatte mein Studium abgebrochen. Und dann hier in Deutschland: Neue Menschen, neue Sprache, neue Situation. Das war viel für mich.“

In den ersten zwei Jahren in Deutschland sei sie sehr isoliert, fast nur zuhause gewesen. „In Afghanistan war das ganz anders. Ich hatte einen Job als Lehrerin an einer privaten Schule und studierte Psychologie. Ich war auch schon ehrenamtlich engagiert. Ich hatte Vieles. Und in Deutschland hatte ich gar nichts. Ich hatte keinen Raum. Ich hatte alles verloren.“

Hätte sie damals schon von MITmacher gewusst, von ehrenamtlicher Arbeit, hätte sie etwas Nützliches machen können, sich beschäftigen können, so Jamile. „Ich bin solch ein Mensch: Wenn ich ins Bett gehe, dann überlege ich, was ich heute gemacht habe, was war gut, was nicht gut? Ob mein Tag mit Sinn gefüllt war. Ich möchte gern jeden Tag etwas Gutes machen.“

Mit ihrem Wunsch, Gutes zu tun, und ihrem hohen Engagement bahnt sich Jamile ihren Weg. Nicht nur hat sie mit dem Frauencafé einen Raum und eine Gemeinschaft für sich gefunden, auch hat sie im Herbst dieses Jahres ihr Studium der Sozialen Arbeit an der HAW in Hamburg begonnen.

Ihr Wunsch für die Zukunft ist: Eine Welt ohne Krieg und ohne Armut. Und für sich ganz persönlich: Ihren Bachelor in Soziale Arbeit und anschließend einen Master in Psychologie machen, damit sie Menschen, die Hilfe brauchen, helfen kann, und auch, damit sie ihrer Familie helfen und ihre Kinder gut erziehen kann.

Darüber reden kann ja jede*r! Mitmachen auch.

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